Neu­tral Gray

Wer bei diesen Worten sofort das Bild des tris­ten Monats Novem­ber und ver­reg­ne­te nass­kal­te Tage im Kopf hat, sollte dieses Vor­ur­teil viel­leicht neu über­den­ken. Der Farb­ton „Neu­tral Gray“ gehört zu den abso­lu­ten Trend­far­ben der Herbst-Win­ter­sai­son 2017/18. Nam­haf­te Design­la­bels wie Bur­ber­ry und Colan­ge­lo haben in ihren Kol­lek­tio­nen der „Grauen Maus“ schon zu neuem Glanz ver­hol­fen. IDEENHAUS nimmt diesen Trend unter die Lupe und geht der Frage auf den Grund, wes­halb wir mehr Grau in unse­rem Leben brau­chen.

Grau in der Farb­wahr­neh­mung

In der Farb­psy­cho­lo­gie wird grau in erster Linie als puris­tisch, sach­lich, tech­nisch und neu­tral defi­niert, aber auch als lang­wei­lig, schlicht und unauf­fäl­lig. Es wird im posi­ti­ven Sinn mit Würde, Weis­heit und Erneue­rung ver­knüpft – dem Über­gang vom Bekann­ten ins Unbe­kann­te. Der Ursprung des Wortes selbst ist eben­falls auf­schluss­reich: Grau aus dem Mit­tel­hoch­deut­schen grā (alt­hoch­deutsch grāo) mit der eigent­li­chen Bedeu­tung schim­mernd, strah­lend.

Spä­tes­tens seit dem Best­sel­ler „Fifty Shades of Grey“ hat die Farbe Grau ihr Lang­wei­ler-Image abge­legt und ist mit ver­bor­ge­nen Sehn­süch­ten und Ver­lan­gen auf­ge­la­den worden.

In der Kunst­sze­ne sticht vor allem ein Meis­ter hervor, der sich über Jahre mit der Sym­bo­lik von Grau aus­ein­an­der­ge­setzt hat. Ger­hard Rich­ters Gemäl­de ver­mit­teln das Facet­ten-Reich­tum einer oft­mals stief­müt­ter­lich behan­del­ten Farbe.

„Als ich anfangs einige Lein­wän­de grau zustrich, tat ich das, weil ich nicht wusste, was ich malen sollte oder, was zu malen wäre, und es war mir klar, dass so ein erbärm­li­cher Anlass auch nur unsin­ni­ge Resul­ta­te zur Folge haben konnte. Mit der Zeit jedoch bemerk­te ich Qua­li­täts­un­ter­schie­de zwi­schen den Grau­flä­chen und auch, dass diese nichts von der destruk­ti­ven Moti­va­ti­on zeig­ten. Die Bilder fingen an, mich zu beleh­ren. Indem sie das per­sön­li­che Dilem­ma ver­all­ge­mei­ner­ten, hoben sie es auf […].“ – Ger­hard Rich­ter

Grau bringt Marken zum Strah­len

Grau wird als Design­far­be mit Effi­zi­enz, Serio­si­tät und Ele­ganz asso­zi­iert. In Kom­bi­na­ti­on mit den rich­ti­gen Sekun­där­far­ben, wirken Grau­tö­ne sehr modern. Durch den gerin­gen Kon­trast hat es im Gegen­satz zu Schwarz eine har­mo­ni­sche­re Anmu­tung – daher ist Grau ideal für tech­ni­sche Unter­neh­men ein­zu­set­zen. Marken wie Apple, Audi und Mer­ce­des Benz haben sich diesen Farb­code bereits zu Nutze gemacht.

Apple stell­te im Jahr 2013 das iPhone 5 in „space­grey“ vor. Seit­her ist die belieb­te Pro­dukt­far­be aus dem App­le­sor­ti­ment nicht mehr weg­zu­den­ken. So ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass das neue iPhone X dieses Jahr aus­schließ­lich in zwei Farben auf den Markt kommt – „space­grey“ und silber. Der ehe­ma­li­ge NASA-Astro­naut Leland Melvin hat dem Online Portal Inver­se berich­tet, was seiner Mei­nung nach die Fas­zi­na­ti­on dieses Farb­tons aus­macht. Wäh­rend seiner Mis­si­on an Bord des Space Shut­tles „Atlan­tis“ war das Mate­ri­al Alu­mi­ni­um all­ge­gen­wär­tig. Die kom­plet­ten Schalt­flä­chen im Innen­raum des Shut­tles strahl­ten in dem­sel­ben matt-schim­mern­den Grau­ton. Da die meis­ten von uns nie­mals ins All reisen werden ist der Kauf eines nagel­neu­en iPho­nes, das so aus­sieht als käme es „out of space“ womög­lich das nächst­bes­te ver­gleich­ba­re Erleb­nis und laut Melvin somit jeden Cent wert.

„While most of us will never go to space, get­ting a phone that looks like it could come from space is defi­ni­te­ly the next best thing option.“ – Inver­se

Grau ist also nicht gleich grau son­dern viel­mehr eine neu­tra­le Lein­wand auf der unsere Träume und Sehn­süch­te strah­lend abge­bil­det werden können.

Quel­len:

https://www.inverse.com/article/38220-astronaut-explains-iphone-x-space-gray-origins

https://www.fashionmakery.com/home/farbtrends-hw-20172018/

https://www.gerhard-richter.com/de/quotes/subjects‑2/grey-paintings‑9

https://www.fraudoerr.de/index.php/logodesign/die-macht-der-farben-fuer-logos.html

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Marcel Olek

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