In der heutigen Welt geht es durch die verschiedenen digitalen Markenkontaktpunkte nicht mehr nur um Design als schmückendes Beiwerk, sondern vielmehr um Design als eine Funktion erfüllende Technik. Schriften und Logos müssen nicht nur ästhetisch und schön, sondern besonders les- und erkennbar sein, auch auf den verschiedensten Devices und Darstellungsformen.
Diese aktuelle Anforderung an Design folgt einem Gestaltungsprinzip, das bereits in den 1920er Jahren Anwendung fand. Das Grundprinzip der Bauhaus Designschule, die dieses Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum feiert, folgte dem Leitspruch „form follows function“. Gerade Heute sehr aktuell, denn die Funktionalität wird durch digitale Darstellungsformen und Anforderungen an Logo und Corporate Design unerlässlich.
Modern und Kontrovers
Das „Staatliche Bauhaus in Weimar“ war die modernste und kontroverseste Kunstschule ihrer Zeit. Gegründet von Walter Gropius in den Wirren der Nachkriegszeit ist die Aktualität für die gestalterische Neuerung nach wie vor ungebrochen. Neben dem vorrübergehenden Fokus der Schule auf Architektur, wurden später auch Einrichtungsgegenstände industriell gefertigt wie z.B. der legendäre „Freischwinger“ oder die „Wagenfeld Lampe“. Völlig auf ihre Funktion reduziert ohne Tiffany-Dekor oder kuscheligen Samtbezug.
Durch ihre revolutionären Ansichten von Kunst und Design wurde auch Kritik laut und Gegenbewegungen formierten sich. Dennoch hat kaum ein früher entwickeltes gestalterisches Prinzip auch heute noch einen so großen Einfluss auf Architekten, Designer und Künstler.
Funktionalität vor Extravaganz
Die Strategie, nicht mit einer reinen Gestaltungsidee zu starten, sondern immer erst die Aufgabe zu hinterfragen bis man zu den formalen Anforderungen kommt, ist nach wie vor gültig. Auch im Logo oder Corporate Design geht es darum, nicht einfach nach Geschmack zu handeln, sondern sich der Aufgabe bewusst zu werden und dann so zu gestalten, dass das am Ende selbstverständlich ästhetische Endprodukt vor allem seinen Zweck für den Empfänger erfüllt.
Web-Interfaces sollten sich somit also nicht von rein gestalterischen Ideen leiten lassen, sondern sich des Zwecks bewusst werden. Wenn das Logo auf dem Bildschirm nicht mehr lesbar ist, oder der Nutzer am Ende so verwirrt ist, dass er z.B. seine Bankgeschäfte nicht erledigen kann und der ursprüngliche Zweck, vor lauter wilder Design-Ideen völlig auf der Strecke geblieben ist, dann bringt auch das hübscheste Design nichts mehr.
Zeitlos? Ja, aber nicht in jedem Bereich!
Dennoch gibt es nach wie vor auch Bereiche, in denen andere Prinzipien und Gestaltungsansätze Anwendung finden müssen. Es ist wichtig zu erkennen, was in der jeweiligen Designdisziplin gefragt ist: Soll Design einen rein funktionalen Zweck erfüllen, muss es inspirieren oder gar einfach gefallen, wie z.B. bei einer Modemarke?
Design, das dem Menschen und der Gemeinschaft dient und nicht nur gefällt, ein Leitsatz der Bauhaus Schule, ist also so aktuell wie eh und je, muss aber trotzdem in bestimmten Fällen hinterfragt werden.