Made in Germany – Fluch oder Segen?

Einst rissen sich Marken darum, das Prä­di­kat „Made in Germany“ auf Pro­duk­te schrei­ben zu dürfen. Quasi ein Adels­ti­tel, ein Rit­ter­schlag für Pro­duk­te. Wo dieses Siegel drauf steht, kann man davon aus­ge­hen, dass Qua­li­tät drin steckt. Moment. Fal­sche Zeit­form. Man konnte davon aus­ge­hen, dass Qua­li­tät drin steckt, oder?

Woher kommt der Begriff „Made in Germany“?

Das Siegel ver­hieß zunächst einmal gar nichts Gutes. Im späten 19. Jahr­hun­dert muss­ten Waren aus Deutschland in Groß­bri­tan­ni­en diesen Hin­weis tragen. Das war eine Reak­ti­on auf deut­sche Pro­duk­te, die auf den bri­ti­schen Märk­ten auf­tauch­ten und die eng­li­schen Ori­gi­na­le imi­tier­ten – nur mit deut­lich schlech­te­rer Qua­li­tät. Made in Germany stand also für bil­li­ge Pla­gia­te mit min­de­rem Wert.

Um die Jahr­hun­dert­wen­de herum hatten die deut­schen Pro­duk­te dann aber zum großen Teil bereits min­des­tens gleich­wer­ti­ge, oft­mals sogar höher­wer­ti­ge Qua­li­tät, wodurch sich der Her­kunfts­hin­weis – einst als War­nung gedacht – zum Qua­li­täts­sie­gel ent­wi­ckel­te. Zu Zeiten des kalten Krie­ges war die Kenn­zeich­nung dann wieder wich­tig, um Pro­duk­te des „Klas­sen­fein­des“ iden­ti­fi­zie­ren zu können. Nach dem Fall der Mauer und dem Zer­fall der Sowjet­uni­on stand die Marke wieder für höchs­te Qua­li­tät und Inge­nieurs­kunst. Bis heute. Doch diese Marke scheint auf schwe­re Zeiten zuzu­steu­ern.

David gegen Donald

Eine Studie der PR Bera­tung Edel­mann beschreibt den rapi­den Ver­lust des Anse­hens deut­scher Marken und Pro­duk­te vor allem in den USA. Durch Die­sel­ga­te und Anfein­dun­gen sowie Dro­hun­gen von Prä­si­dent Trump gegen deut­sche Marken (ins­be­son­de­re unsere Fahr­zeug­her­stel­ler) musste „Made in Germany“ dort ordent­lich Federn lassen. Gerade in Gebie­ten mit treuer Gefolg­schaft von Donald Trump sieht man nur noch ver­ein­zelt Fahr­zeu­ge von VW, Audi, Mer­ce­des und BMW auf den Stra­ßen. VW habe die „gesam­te Nation betro­gen“, wie man es aus Regie­rungs­krei­sen hören durfte. Die Deut­sche Bank kommt übri­gens ähn­lich schlecht weg.

Danach kamen dann Klagen gegen Bayer-Mons­an­to in den USA und schnell hat sich das eins­ti­ge Qua­li­täts­sie­gel in den Köpfen vieler Men­schen wieder umge­kehrt. Ein herber Ver­trau­ens­ver­lust und das in Zeiten, in denen doch immer mehr Men­schen nach dem Sinn fragen. Es ist also nicht der Ver­lust des Ver­trau­ens in die Qua­li­tät der Pro­duk­te son­dern viel­mehr Intrans­pa­renz und Täu­schung großer Kon­zer­ne gepaart mit poli­tisch moti­vier­ten Paro­len, die der Marke „Made in Germany“ echte Schwie­rig­kei­ten berei­ten.

Und was jetzt?

Laut Richard Edel­mann ist es nun an den deut­schen Unter­neh­mern, das Ver­trau­en wieder auf­zu­bau­en, die eige­nen Werte kon­se­quent zu leben. Das kann unser großer Wett­be­werbs­vor­teil gegen­über ande­ren großen Indus­trie-Natio­nen sein. Deut­sche Werte. Unter­neh­men, denen man Ver­trau­en kann. Marken, die einen Sinn ver­fol­gen. Die nicht nur an sich selbst und den eige­nen Profit denken, son­dern an eine nach­hal­ti­ge Zukunft.

Fotos von Stei­nar Enge­land, David Cohen und Jose Moreno auf uns­plash.

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Marion Endres - Inhaberin IDEENHAUS

Marion Endres

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