Kaffee bewegt: Indi­vi­dua­li­tät versus Mar­ken­stan­dards à la Star­bucks

Ita­li­en wehrte sich ver­geb­lich gegen die Ansied­lung von Star­bucks und Mattel schickt Ken als Baris­ta in die Welt – Kaffee ist Emo­ti­on und bewegt alle! Neben den Kaf­fee­haus­ket­ten wie Star­bucks, McCafé & Co. gibt es eine Par­al­lel­welt der Indi­vi­dua­lis­ten: Sie ste­cken hinter Namen wie Bonan­za, Berg­brand oder less poli­ti­cal. Und ihr ganzer Stolz heißt Mar­zoc­co, Cim­ba­li oder Faema.

11.600 Kaf­fee­häu­ser gibt es allei­ne in Deutschland. Viele davon sind kleine, feine von Idea­lis­ten und Qua­li­täts­fe­ti­schis­ten geführ­te Kaf­fee­bars. Wir fragen uns:

Was macht die Fas­zi­na­ti­on der großen Kaf­fee­haus­ket­ten aus?

Und warum fühlen sich manche – auch der Autor dieses Arti­kels übri­gens – von den indi­vi­du­el­len Kaf­fee­bars ange­zo­gen?

Was beide Arten der Brüh‑, zuwei­len Röst- und Aus­schank­stät­ten gemein­sam haben: Hier geht es um guten Kaffee und um einen Platz, an dem man sich wohl­fühlt. Third Place nennt das die Sozio­lo­gie. Also der dritt­wich­tigs­te Platz nach zu Hause und dem Arbeits­platz. So ganz weit ent­fernt ist das nicht von der Kultur der Kaf­fee­häu­ser, die man ins­be­son­de­re aus Wien kennt. Dort ver­bringt man sehr viel Zeit hinter der aktu­el­len Zei­tung. Heute ist das eher der iPad- oder Laptop-Screen. Schrul­li­ge Kell­ner gibt es in den Kaf­fee­bars nicht, eher coole Baris­ta an der impo­san­ten Sieb­trä­ger­ma­schi­ne, dem Herz­stück.

Star­bucks und der Mega-Third-Place

Das gilt auch für den Geschmack, für die Ritua­le, für die Räum­lich­kei­ten. In seinem Mega-Café, auf über 7.000 qm Fläche im New Yorker Meat­pack Dis­trict, ver­bin­det Star­bucks geschickt alle Facet­ten des Kaf­fees. Es wird gerös­tet, gemah­len, gebrüht, gepresst und gefil­tert. Und den­noch ist es kein Show­room, son­dern eine leben­di­ge Loca­ti­on zum Tref­fen mit Freun­den oder zum Arbei­ten am Laptop.

Es geht aber auch anders

Das krasse Gegen­teil zum rie­si­gen Star­bucks-Erleb­nis­cen­ter sind die klei­nen Kaf­fee­bars, von denen es in unse­ren Groß­städ­ten stetig mehr gibt. Da hat man noch einen Baris­ta, der nicht nur einen Löwen in den Milch­schaum zeich­net, son­dern der auf über­hitz­te La Pavoni Hand­he­bel­ma­schi­nen schimpft und die Pro & Con­tras von Kegel­mahl­wer­ken auf­zählt. Seine auf­wen­di­gen Signa­tu­ren im Milch­schaum sind Krea­tio­nen, die er vom Latte-Art Con­test mit­ge­nom­men hat.

Schmeckt der Kaffee in der klei­nen Kiez-Kaf­fee­bar tat­säch­lich besser?

Das wird immer eine indi­vi­du­el­le Geschmacks­fra­ge blei­ben. In beiden Läden gibt es urban-coole Atmo­sphä­re, die Strom­bu­ch­se und eine hippe Kund­schaft. Der feine Unter­schied liegt eher im Mind­set der Stamm­gäs­te. Wo fühle ich mich wohler? Da spielt viel­leicht der per­sön­li­che Bezug zum Baris­ta eine Rolle oder die Story über die Her­kunft des selbst gerös­te­ten Kaf­fees. Und ein wenig ist es viel­leicht auch ein State­ment für die Indi­vi­dua­li­tät und somit gegen glo­ba­le Brands.

Am Rande: Den im Intro erwähn­ten Ken gibt es tat­säch­lich. Bar­bies Dau­er­be­glei­ter kommt mit Hips­ter-Dutt, dezent femi­ni­nen Gesichts­zü­gen und Baris­ta-Schür­ze daher. In den Social Media Kanä­len gab es reich­lich zyni­sche Kom­men­ta­re dazu.

Fotos von Brooke Cagle, Pejmon Hodaee & Rod Long auf Uns­plash

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Marion Endres - Inhaberin IDEENHAUS

Marion Endres

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