Micro-mobility: Emissionsfrei, schnell und mit viel Spaß
Der Juicer hält den Betrieb am Laufen
Abends und auch früh morgens sind sie in Großstädten unterwegs. Zielgerichtet steuern sie Objekte an und verstauen sie schnell in ihr Auto. Und zwar ganz legal. Das ist der Job der Juicer!
Ohne sie hat das boomende Business der E‑Scooter Verleiher keine Chance.
Sie sorgen dafür, dass E‑Scooter wieder neuen „Saft“, also aufgeladene Batterien haben. Die Tracking-App führt zu den „leeren“ E‑Scootern. Diese werden zum Anbieter gebracht oder laden an der heimischen Steckdose. Am nächsten Morgen ist der Elektroroller wieder voller Energie und wird wieder an den Verleihstationen „ausgesetzt“. Rund 3 Euro pro Roller bekommt der Juicer dafür.
Wild abgestellte E‑Scooter sorgen für Chaos
Während hierzulande über rechtliche Themen diskutiert wurde, sind auf den Straßen von Tel Aviv schon über 10.000 E‑Scooter unterwegs. Sie gehören ins Stadtbild, auch wenn sie längst nicht von allen geliebt werden. 25 % aller Verkehrsbewegungen sollen zukünftig mit den Leih-Flitzerollern stattfinden. Eine Entlastung für das tägliche Verkehrs-Chaos, Verbesserung der Luftqualität oder Stress für alle anderen Verkehrsteilnehmer, inklusive der Fußgänger. Die E‑Scooter-Fahrer benutzen Gehwege als Fahrbahn und öffentliche Orte als Parkplatz. Die Zahl der Unfälle ist rasant gestiegen und die Stadt entfernt rigoros „wild“ abgestellte E‑Scooter.
Der Bürgermeister von Tel Aviv will die Marktmacht einzelner Anbieter unter Kontrolle halten. So gibt es aktuell den Plan pro Verleihfirma maximal 2.500 der Flitzeroller zuzulassen. Zu groß ist auch der Alptraum, dass Hunderte herumstehende oder liegende E‑Scooter von niemandem abgeholt werden Ähnliche Erlebnisse gab es beim Fahrradverleiher Obike, der nach seiner Pleite 30.000 planlos abgestellte Fahrräder in Europas Städten hinterließ.
Einfach und schnell. Ohne gutes Gewissen?
Im München gibt es derzeit aktuell 5 Anbieter, drei weitere sollen folgen. Das Angebot ist nahezu identisch. App downloaden, registrieren, Kreditkarte hinterlegen, passenden Scooter orten, entsperren und los geht’s. Um die 20 Cent pro Fahrminute! Der Dienst funktioniert schnell und einfach.
In Windeseile ist ein komplett neuer Markt entstanden. Als Markenstil-Experten werfen wir natürlich einen Blick auf visuelle Unterschiede: Die meisten haben ihre Hausaufgaben gemacht und treten mit speziellen Farb-Codes auf den Scootern auf. Lime kommt grün daher, Tier Mobility türkis, Circ in schwarz/orange, Bird in schwarz/weiß und die Skandinavier von Voi in einer Art von rot.
Während die E‑Auto Zulassung nur schleppend voran kommt, wirkt die emissionsfreie Micro-Mobility dagegen wie ein Tsunami. Endlich ein riesiger Schritt in Richtung Verkehrswende und sauberer Luft in den Städten, könnte man meinen. Die ursprüngliche Idee, den Stadtverkehr zu entlasten, ist großartig. Aber die Akkus der E‑Scooter halten nicht mal ein Jahr und es gibt kein vollständiges Recycling Konzept. Experten sprechen bereits vor wachsenden Müllbergen aus Akkus und E‑Scootern. Angesichts dieser Herausforderungen darf und muss man die Frage der Nachhaltigkeit stellen.
Trend hin oder her. Wie steht es mit der Nachhaltigkeit und der Verkehrstauglichkeit?
Ganz egal, ob sich E‑Scooter dauerhaft durchsetzen werden: Städte müssen ihre Verkehrskonzepte auf den Prüfstand stellen und dabei die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer sowie das Thema Nachhaltigkeit bis zu Ende denken.