Wer kennt es nicht: Der Samstag-Abend wurde wieder etwas „feuchtfröhlicher“ als geplant oder das Meeting in der Firma ging wieder bis spät in den Abend. Auch wenn der Hunger nun groß ist, hat man meist keine Lust, seine verbleibende Zeit in der Küche zu verbringen.
Wo man früher noch zum Telefon greifen musste, um Pizza, Pasta oder Burger zu bestellen, geht das heutzutage per App und mit wenigen Klicks: Lieferando und Co bieten nicht nur eine größere Vielfalt an verschiedenen Restaurants und Gerichten, sondern machen Bezahlung, Abwicklung und Lieferung schnell und transparent für knurrende Mägen.
Heißt das jedoch auch, dass im App-Zeitalter mehr bestellt wird als früher?
Aus dem deutschen Stadtbild zumindest sind die radelnden Food-Kuriere nicht mehr wegzudenken, gefühlt werden Prospekte von einzelnen Anbietern nur noch selten in Briefkästen verteilt und Bestellvorgänge am Telefon abzuwickeln ist sowieso nicht mehr zeitgemäß.
Sattes Umsatzplus und dennoch nicht profitabel
Die Lieferdienst-Branche boomt also. Marken wie Lieferando haben sich mit ihren auffälligen, grellen Corporate Identitys beim Kunden nicht nur als die Fastfood-Plattformen etabliert, sondern auch immer mehr „echte“ Restaurants und sogar Gourmet-Tempel weiten ihre Angebote für die Hungrigen auf dem Sofa aus.
In Deutschland hat die Takeaway.com, die Marken wie Pizza.de, Lieferando oder Foodora hält und somit seit 2019 fakisch den kompletten deutschen Online-Lieferdienst-Markt, so in der ersten Jahreshälfte laut Gründerszene 83 Millionen Euro umgesetzt. Das ist ein sattes Plus von 111 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Mit auffälligen Kampagnen ans Ziel
Eine Investition, die sich jedoch auszahlt: Die freche Markenarbeit – mit Plakat-Sprüchen wie „Wir Rinder vom Bahnhof Zoo“, die sogar die BILD-Zeitung dazu veranlasste, den Marketing-Gag in einem großen Artikel zu featuren und mit Christiane F. über die Kampagne zu sprechen – findet ein breites Publikum. Und das geplante Zusammenführen aller Marken in die Kernmarke Lieferando wird den Markenwert der Takeaway.com zudem weiter steigern.
Dennoch: Neben hohen Marketingkosten kämpfen Unternehmen wie die Takeaway.com jedoch auch häufig mit schlechter PR.
Schlechte Bedingungen für Kuriere
Immer wieder werden die widrigen Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung der Kuriere in den Medien behandelt und nur selten lassen Artikel dabei ein gutes Haar an Lieferdiensten als Arbeitgeber. Die Marke trägt dabei jedes Mal mehr Schaden davon. In Zeiten von Nachhaltigkeit und Work-Life-Balance wirft das natürlich kein gutes Bild auf Kunden.
Der Hunger schlägt alles andere aus
Trotzdem scheinen die Deutschen auf ihre Leckereien per App nicht verzichten zu wollen:
Features wie das Tracking der Boten in Echtzeit sowie Zahlung mit PayPal oder der hinterlegten Kreditkarte sind unkompliziert und damit attraktiv.
Obendrein ist wohl das unschlagbarste Argument, sein Essen digital zu bestellen, dass man nicht mehr auf schlichte Pizzen und Nudelgerichte beschränkt ist, wie noch vor einigen Jahren. Heute bekommen wir unsere veganen Acai-Bowls oder hippen Pulled Pork-Burger eben auch bis vor die Haustüre geliefert.
Da vergisst man schnell mal, dass Kuriere für gerade mal neun bis zehn Euro die Stunde teilweise ums eigene finanzielle Überleben kämpfen … Beim ersten Tinder-Date also vielleicht dann doch noch ins echte Ristorante – statt Netflix, Lieferdienst & Chill!
Weitere Fotos von stocksnap.io