Deniz Yuecel gute Geschichten muss man auf­schrei­ben


Deniz Yücel – gute Geschichten muss man auf­schrei­ben – gerade, wenn sie so über­ra­schend sind.

Sonn­tag, 03. Novem­ber, in Zürich: Er kam, sah blen­dend aus und war bester Laune. Nein, hier ist nicht die Spra­che vom Kulm­ba­cher Thomas Gott­schalk – an Unter­hal­tungs­wert musste sich die Lesung von Deniz Yücel aber defi­ni­tiv nicht hinter dem Enter­tai­ner anstel­len.

Yücel prä­sen­tier­te sein neu­es­tes Werk und wie sollte es anders sein: es han­delt von den Gescheh­nis­sen rund um seine Ver­haf­tung und Inhaf­tie­rung in der Türkei.

Gitter konn­ten ihn nicht bre­chen.

Wer meint, er würde auf eine kaput­te Per­sön­lich­keit oder einen gebro­che­nen Men­schen tref­fen, der irrt – und zwar gewal­tig. Deniz – bril­lant im Geist und schnell darin, gute Gedan­ken zu fassen – hat die Monate der Inhaf­tie­rung sicher nicht unbe­scha­det hinter sich gelas­sen, aber sein Blick auf diesen Abschnitt in seinem Leben ist über­wäl­ti­gend.

Deniz Yücel war schon immer ein guter Kor­re­spon­dent und einer der weni­gen Jour­na­lis­ten, die ihrem Berufs­stand alle Ehre machen. Den­noch oder gerade des­we­gen hätte man nicht mit dieser Por­ti­on Humor, mit der er über sein Schick­sal in der Türkei schreibt, gerech­net. Er ist wohl dosiert und nie­mals dane­ben. Nein, ganz im Gegen­teil, er ist gesto­chen scharf und hier und da sicher auch mal pro­vo­ka­tiv. Es ist ein Ver­gnü­gen, ihm zuzu­hö­ren und sicher auch das Buch zu lesen.

Der Spie­gel für die Welt­po­li­tik.

Er ver­gleicht die Aus­bil­dung von Putin und Erdo­gan mit dem KGB und der tür­ki­schen Ver­kehrs­po­li­zie. Damit demons­triert er, mit wel­chen Cha­rak­te­ren sich die Welt momen­tan beschäf­ti­gen muss. Eine char­man­te und intel­li­gene Übersetzung der aktu­el­len welt­po­li­ti­schen Lage: Eine Ana­lo­gie, die zwar scharf ist, aber durch­aus auch in die Situa­ti­on passt.

Deniz ist eine Ram­pen­sau und hat den aus­ver­kauf­ten Saal für 120 Minu­ten für sich ein­ge­nom­men, ohne zu lang­wei­len oder gar Mit­leid erha­schen zu wollen. Er war einfach da und hat uns in seinen Bann gezo­gen. Unvor­stell­bar, wie man solche eine unfass­ba­re Unge­rech­tig­keit über­haupt ertra­gen kann, geschwei­ge denn danach davon zu berich­ten.

Sili­vri – das Alca­traz der Türkei.

Im Moment befin­den sich nichts­des­to­trotz immer noch viel zu viele Men­schen in der größ­ten Straf­voll­zugs­an­stalt Euro­pas: Sili­vri. Und das oft­mals zu unrecht. Rechts­staat­lich­keit und unsere Demo­kra­tie sind so hohe Werte, die wir erhal­ten müssen, um uns vor sol­chen Zustän­den zu schüt­zen.

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Marion Endres - Inhaberin IDEENHAUS

Marion Endres

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