Die Temperatur fällt und ihre Zahl steigt rasant an: Die Daunenjacken-Träger kommen.
Der Dauerrenner der Wintermode hat längst seinen alpinen Ursprungsort verlassen …
… und ist in den Fußgängerzonen der Metropolen omnipräsent.
Daunenjacken gibt es in den verschiedensten Varianten und Stilrichtungen: als Mantel, Jacke, Parka, Kurzjäckchen (wobei man sich fragt, was man eigentlich wärmt). Sie unterscheiden sich im Schnitt, Steppung, durch kontrastierendes Innenfutter oder besondere Reißverschlüsse. Und von Günstig- bis Luxusmarke haben alle Brands Daunenjacken im Angebot, von adidas, über C&A, Prada, Moncler bis zu Vaude oder Wellensteyn.
Modetrends bestimmen ihre Form und ihr Aussehen und weniger die Funktionalität. Auf Letztere kam es dem Erfinder der Daunenjacke eigentlich an. Klaus Obermeyer, ursprünglich aus dem Allgäu, war Skilehrer in Aspen und wollte seine Schüler, trotz der Kälte, möglichst lange in den Bergen halten. Dazu fertigte er aus seiner Daunenbettdecke eine wärmende Jacke. Die Geburtsstunde der Daunenjacke! Doch es war der Amerikaner Eddie Bauer, der 1940 das Patent darauf anmeldete. Lange war die Daunenjacke schlicht wegen ihrer warmhaltenden Funktion gefragt. Moncler war Vorreiter bei modischen Daunenjacken und dominierte in den 1980er den ersten Daunenjacken-Hype. Italienischer Style zog ein und die unförmigen Daunenjacken in Schlafsack-Optik verschwanden.
Das Markenzeichen der Daunen
Die Begehrlichkeit von Daunen gilt übrigens ihrer einzigartigen, physikalischen Eigenschaft, warm zu halten. Dabei ist es nicht die Daune selbst, sondern die Luft, die sich zwischen den einzelnen Daunen befindet, die im Winter so schön warm hält. Luft leitet Wärme sehr schlecht. Daher wandert die Körperwärme vom Inneren der Jacke kaum nach außen.
Doch woher kommen all die Daunen?
Diese Frage sollte man sich stellen, auch wenn durchschnittlich nur 200 Gramm Daunen in einer Jacke stecken. China ist Weltmeister in der Daunenproduktion. Transparenz über die Zustände auf den Geflügelfarmen und das Tierwohl gibt es kaum. Aber auch in Ungarn oder Polen scheint es Missstände bei der Tierhaltung zu geben. Es wird, trotz europaweitem Verbot, immer wieder von Lebendrupf berichtet. Dabei werden die Enten und Gänse, bei lebendigem Leib, ihrer Daunen und Federn beraubt. Diese wachsen nach und Produzenten können so mehrmals pro Vogel rupfen und den Ertrag steigern. Grausam.
Es gibt glaubwürdige Tierwohl-Standards für Daunen
Die für ihre nachhaltigen Aktivitäten bekannten Textilhersteller wie Patagonia, Vaude oder The North Face reagierten auf diese Problematik und etablierten verschiedene Standards, um das Tierwohl zu wahren. Patagonia hat sich nach einem Skandal 2010 an seinen Markenkern erinnert, ein eigenes Schutzlabel namens Traceable Down Standard (TDS) entwickelt und ist damit zum Vorreiter geworden. Der TDS verbietet Lebendrupf und die Lieferkette ist vom Elterntier bis zum Endprodukt transparent. Die Kriterien von Patagonia waren so gut ausgearbeitet, dass die US-amerikanische Zertifizierungsorganisation NSF International diese 2015 übernommen und daraus den Global Traceable Down Standard abgeleitet hat. Die weltweit strengste Zertifizierung für nachhaltige Daunenprodukte.
Ähnlich hoch sind die Kriterien der übrigen Produzenten wie Vaude, Fjällräven und The North Face. Moncler ist modisch und preislich der Spitzenreiter, das hauseigene Down Integrity System & Traceability Tierschutzlabel hat bisher aber noch nicht von sich reden gemacht.
Wer ganz auf Tierisches verzichten will, sollte sich mit dem Thema Kapok beschäftigen. Die flaumige Faser aus den Früchten des gleichnamigen Baumes ergibt die leichteste natürliche Textilfaser der Welt, 100 % pflanzlich, wasserabweisend und garantiert wärmend. Zu finden bei Microlabels wie ThokkThokk aus München.
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