Von der Höh­len­ma­le­rei zur Vir­tu­al Rea­li­ty

Das „Iko­ni­sche Zei­chen„
In seinem 1903 erschie­ne­nen Buch „Phä­no­men und Logik der Zei­chen“ beschreibt Charles San­ders Pierce den Zusam­men­hang zwi­schen Gegen­stän­den und Zei­chen. Dazu führt er den Ter­mi­nus „iko­ni­sches Zei­chen“ ein. Das iko­ni­sche Zei­chen, oder kurz „Ikon“, hat die Auf­ga­be, eine wahr­nehm­ba­re Ähn­lich­keit zu einer Sache her­zu­stel­len. Um den Grad der Ähn­lich­keit zu beschrei­ben, führt der ame­ri­ka­ni­sche Semio­ti­ker und Phi­lo­soph Charles Wil­liam Morris den Begriff der „Iko­ni­zi­tät“ ein.

Iko­ni­zi­tät im Wandel
Es ist zu beob­ach­ten, dass die Mög­lich­kei­ten, eine hohe Iko­ni­zi­tät her­zu­stel­len, im Laufe der Zeit immer stär­ker zuge­nom­men hat. So unter­schei­det sich die Iko­ni­zi­tät von Mammut-Dar­stel­lun­gen vor über 15.000 Jahren deut­lich von jün­ge­ren Mammut-Dar­stel­lun­gen aus der Gegen­wart. Ob detail­lier­te Illus­tra­tio­nen, auf­wän­di­ge 3D-Ani­ma­tio­nen oder Foto­gra­fien von mumi­fi­zier­ten Tieren – Die Mög­lich­kei­ten rea­lis­ti­scher Dar­stel­lungs­for­men erhö­hen die Ähn­lich­keit zum gedach­ten Refe­renz­ob­jekt. Die Iko­ni­zi­tät von Zei­chen ist also auch stark von tech­no­lo­gi­schen Fak­to­ren abhän­gig. Beson­ders die Erfin­dung der Foto­gra­fie oder beein­dru­cken­de CGI-Effek­te aus Hol­ly­wood zeigen diese Entwicklung. Eine Technologie, die die Mög­lich­kei­ten iko­ni­scher Zei­chen dra­ma­tisch erwei­tert, ist die Vir­tu­el­le Rea­li­tät, kurz VR. Sie unter­schei­det sich durch Ihre Mög­lich­kei­ten nicht nur deut­lich von archai­schen Höh­len­ma­le­rei­en son­dern auch von moder­nen, prä­zi­se­ren Dar­stel­lungs­for­men. Denn bei VR geht es nicht nur um die Abbil­dung einer Sache, son­dern um das voll­stän­di­ge ein­tau­chen in eine Welt, die so rea­lis­tisch erscheint, dass Nutzer die reale Welt um sich herum ver­ges­sen. Die Iko­ni­zi­tät des Zei­chens ist also derart groß, dass das Zei­chen zu Sache selbst zu werden scheint.

Fluch oder Segen?
Trotz revo­lu­tio­nä­rer Tech­nik und atem­be­rau­ben­der Zei­chen­wel­ten bleibt die uralte Erkennt­nis der Zei­chen­theo­rie: Weder Sym­bo­le noch Begrif­fe stim­men jemals mit einer Sache selbst über­ein und sind immer bewusst oder unbe­wusst gestal­tet. Auch wenn es sich noch so echt anfühlt – Das Mammut bleibt aus­ge­stor­ben und wird nicht wieder auf­er­ste­hen. Und auch Marken müssen sich die Frage beant­wor­ten, mit wel­chen Zei­chen sie ihre Bot­schaf­ten ver­mit­teln. Als Fern­seh-Anbie­ter können VR-Ange­bo­te eine span­nen­de Ergän­zung dar­stel­len. Doch wie sieht es bei Desti­na­ti­ons-Marken aus? Lohnt sich der reale Besuch einer Sehens­wür­dig­keit noch, wenn sie auch in der vir­tu­el­len Rea­li­tät besucht werden kann? Oder ver­führt eine inspi­rie­ren­de Land­schafts-Illus­tra­ti­on zum spon­ta­nen Wochen­end-Trip? Ob Tou­ris­mus-Desti­na­tio­nen oder Ver­si­che­rungs-Dienst­leis­ter, ob hippes Life­style-Pro­dukt oder seriö­ses B2B-Geschäft – Die Mög­lich­kei­ten sind so viel­fäl­tig wie die Bran­chen selbst. Wich­tig bleibt: Es ist von großer stra­te­gi­scher Bedeu­tung genau zu wissen, welche Zei­chen­sys­te­me genutzt werden soll­ten und welche eben nicht.

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Maximilian Kratzer

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