Aus dem digi­ta­len Gru­sel­ka­bi­nett: Von der Net­flix Dys­to­pie zur chi­ne­si­schen Rea­li­tät

Net­flix belieb­te Serie „Black Mirror“ spielt damit uns Zukunfts­vi­sio­nen zu zeigen, die einem einen kalten Schau­er über den Rücken jagen können. Sie zeigt Sze­na­ri­en, die in Zukunft wirk­lich pas­sie­ren könn­ten und mit unse­ren tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten und gesell­schaft­li­chen Gege­ben­hei­ten gar nicht mal so abwe­gig und trotz­dem nicht wirk­lich erstre­bens­wert erschei­nen. Die Epi­so­de „Nose­di­ve“ han­delt von einer Gesell­schaft, auf­ge­baut auf einem sozia­len Bewer­tungs­sys­tem, in dem erwünsch­tes Ver­hal­ten belohnt und gegen­tei­li­ges bestraft wird. Jeder sozia­le Kon­takt wird sofort vom Gegen­über bewer­tet, rei­chen die eige­nen Cre­dits nicht mehr aus, war es das mit dem Flug­ti­cket, der Uni­ver­si­tät und erst recht mit der sozia­len Akzep­tanz.

Was man wirk­lich nicht erle­ben möchte, son­dern lieber in der Fik­ti­on kon­su­miert und danach schnell aus­schal­tet testet China bereits in eini­gen Regio­nen in der Rea­li­tät, um den großen Roll-Out 2020 umzu­set­zen.
Jeder muss mit­ma­chen und bekommt ein Konto zuge­wie­sen. Via groß­flä­chi­ger (Video-)Überwachung werden Men­schen und ihr Ver­hal­ten beob­ach­tet und geran­ked. Auch das Ver­hal­ten im Social Web, beim Ver­sen­den von Kurz­nach­rich­ten und das Ein­kaufs­ver­hal­ten sind Bewer­tungs­kri­te­ri­en.

≈Zum WIRED Arti­kel

Direk­te Wege in den Small Talk können dann sein: Darfst du dir noch ein Flug­ti­cket buchen, oder hast du deinen Müll viel­leicht nicht vor­bild­lich getrennt oder in der U‑Bahn zu laut Musik gehört? Und neben wel­chem Ver­sa­ger wohnst du eigent­lich? Denn zur Über­wa­chung kommt noch hinzu, dass Anschwär­zen aus­drück­lich erwünscht ist. Eine neue aktu­el­le Erwei­te­rung des Bewer­tungs­sys­tems sorgt dafür, dass man sehen kann, wer in seiner nähe­ren Umge­bung Schul­den hat. Sieht man die Person beim Geld aus­ge­ben, kann man sie denun­zie­ren und allen mit­tei­len, dass sie trotz Schul­den ein­kau­fen geht. Das war es dann mit der gewünsch­ten Schule für die Kinder, denn auf die eige­nen Punkte kann nicht nur die Regie­rung, son­dern auch Insti­tu­tio­nen, Flug­ge­sell­schaf­ten und Unter­neh­men zugrei­fen.

Bewer­tun­gen sind auch bei uns nicht unbe­kannt und neu. Google Rezen­sio­nen, AirBnB oder auch Jameda, deren ganzes Kon­zept nur von Bewer­tun­gen lebt, ent­hal­ten Mei­nun­gen und Ein­schät­zun­gen in Rating-Form. Auch hier kann man Men­schen mehr oder weni­ger bewer­ten. Die Bewer­tung von Marken wie­der­um hat für sel­bi­ge auch Vor­tei­le. Kunden können mit Marken auf Augen­hö­he kom­mu­ni­zie­ren und deren Ange­bo­te fast in Echt­zeit kom­men­tie­ren. Dadurch können sich Marken ver­bes­sern und ihre Ziel­grup­pe besser ken­nen­ler­nen. Das ist natür­lich nicht ganz das System des Social Ran­kings, den­noch ein Bereich, in dem Bewer­tun­gen für uns im Alltag völlig normal sind. Das zeigt umso mehr, dass es wich­tig ist digi­ta­le Errun­gen­schaf­ten nicht per se zu ver­teu­feln. Doch, dass man sie ver­ant­wor­tungs­voll nutzen sollte und wie wich­tig es ist, dort zu leben, wo keiner die gege­be­nen Mög­lich­kei­ten aus­nutzt, wird in diesem Bei­spiel mehr als deut­lich. Neue Tech­no­lo­gien brin­gen Men­schen nicht nur näher zusam­men, erwei­tern ihre Mög­lich­kei­ten, berei­chern ihr Leben, son­dern können sie auch iso­lie­ren und zu einem völlig neuen Ver­ständ­nis von Gemein­schaft und Gesell­schaft bei­tra­gen und so zu einer echten Rea­li­tät fernab vom Net­flix-Mara­thon werden.

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Maximilian Kratzer

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