Hype oder Daten­klau? #face­app­chall­enge

Es gibt sie mal wieder: DIE neue Chall­enge im Social Web. Doch dies­mal hat sie nichts mit einer Mut­pro­be, einer Eis­was­ser-Dusche über den Körper, geschwei­ge denn etwas mit einer Awa­re­ness-Kam­pa­gne für sel­te­ne Krank­hei­ten oder Spen­den für den guten Zweck zu tun.

Nein, diese Chall­enge zahlt auf die Selbst­dar­stel­lungs-Lei­den­schaft der Inter­net­ge­mein­de ein. Und das auf ziem­lich spe­zi­el­le Art und Weise.

Sind doch Schön­heits­idea­le und per­fek­tes Aus­se­hen sonst bei Insta­gram eher ein Muss und Like-Gene­ra­tor, so zeigt man sich nun in geal­tert.

Rich­tig gele­sen, die Face App lässt uns im Klick-Umdre­hen um viele Jahr­zehn­te altern. Mit­tels AI wird täu­schend echt simu­liert, was uns mit viel­leicht 79 Jahren beim Blick in den Spie­gel erwar­ten wird. Neu­ro­na­le Netz­wer­ke scan­nen die Fotos und ermit­teln so, wo in unser­rem Gesicht Falten auf­tau­chen, wo das Gesicht schlaf­fer und wo die Haare grauer werden könn­ten. Nach­dem die halbe Welt-Pro­mi­nenz wie Drake und die Jonas Brot­hers und sämt­li­che Influen­cer-Stern­chen einmal gezeigt haben wie schick und cool alt sein kann, erlebt die Face­App gerade ihren per­sön­li­chen zwei­ten Früh­ling.

Denn eigent­lich ist sie bereits seit 2017 auf dem Markt. Der Promi-Hype hat dazu geführt, dass nun alle unbe­dingt ihr Opi-Ich sehen wollen. Ob dies Zufall war oder durch mone­tä­re Zuwen­dun­gen geschah, ist dabei nicht bekannt. So oder so - es funk­tio­niert.

Tat­säch­lich inter­es­sie­ren sich nun Mil­lio­nen für einen Blick in die Zukunft. Mal eben kurz zum Greis, dem ande­ren Geschlecht oder zur Blon­di­ne mutiert, hat bis­wei­len ja auch einen Unter­hal­tungs­wert.

Ernste War­nun­gen

Doch wor­über sich keiner Gedan­ken macht ist: was pas­siert mit dem Bild­ma­te­ri­al und der per­sön­li­chen Foto­bi­blio­thek für die man der App mal eben kom­plet­te Zugangs­rech­te gewährt?

Was sonst eher Beden­ken der „älte­ren“ Gene­ra­tio­nen, die noch ohne Smart­phones und Snap­chat und Co durchs Leben gekom­men sind, erin­nert, wird im Fall von Face­App zu einer War­nung an höchs­ter Stelle.

Nicht nur in den USA auch in Deutschland warnen der Bun­des­da­ten­schutz­be­auf­trag­te und der Frak­ti­ons­chef der Demo­kra­ten vor mög­li­chem Miss­brauch. In den USA führte das schon dazu, dass so man­cher das Kon­zept der App vom FBI unter­su­chen lassen wollte. Das kann natür­lich auch daran liegen, dass Face­App angeb­lich rus­si­scher Her­kunft sein soll und sich dies­be­züg­lich rein poli­tisch Unbe­ha­gen breit­mach­te und das auch noch durch Gerüch­te ange­feu­ert wurde.

Schaut man sich die App-Charts an, scheint das die meis­ten Nutzer nicht zu beun­ru­hi­gen. Es geht viel­mehr darum, das Foto einfach zu machen und sich danach freuen, dass man doch noch ver­gli­che­ner Maßen jung und kna­ckig aus­sieht.
Zwei­mal nach­den­ken, wer unsere Daten wie erhält und dass das Geschäft mit ihnen ein lukra­ti­ves ist, würde uns bei all dem digi­ta­len Ent­wick­lungs­boom aber sicher im All­ge­mei­nen nicht scha­den. Pas­send zum altern­den Ich sind Sen­si­bi­li­sie­rung und Kon­trol­le sicher manch­mal ange­bracht.

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Maximilian Kratzer

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